Q&A

Was ist Agilität bzw. Agile?

Agile – im Deutschen auch "Agilität" genannt – ist schnelle Reaktionsfähigkeit in einem komplexen Umfeld. Agile steht auf den Schultern von Lean.

Agilität ist schnelle Reaktionsfähigkeit in komplexen Umgebungen

Agile ist die schnelle Reaktionsfähigkeit in komplexen Umgebungen. Bei Agile geht es darum, dass ein Projekt oder ein Unternehmen so aufgestellt ist, dass es sich in einem komplexen und überraschenden Umfeld sicher bewegt. - Wenn es im besten Fall sogar einen Wettbewerbsvorteil aus den Überraschungen mitnimmt.

Komplex heißt: es gibt Überraschungen

Komplex bedeutet, dass es Überraschungen gibt. Komplexe Umfelder finden wir z.B. in Märkten vor, wenn plötzlich neue Produkte, neue Technologien oder neue Konkurrenten auftauchen, oder weil sich Kundenwünsche plötzlich ändern. Komplexe Umgebungen werden oft als "VUCA-Umgebungen" bezeichnet. Die englische Abkürzung "VUCA" steht dabei für: Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity, bzw. in Deutsch: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit.

Agilität ist Lean

Agile steht auf den Schultern von Lean. Agile hat mit Lean gemeinsam, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen, Verschwendung zu vermeiden und sich ständig zu hinterfragen. 

Agilität ist Lean in komplexen Umgebungen

Zu den Gedanken von Lean kommt bei Agile der gezielte Umgang mit Überraschungen hinzu. Die frühzeitige Identifizierung von Überraschungen, welche in einem VUCA-Umfeld besonders wichtig ist, wird unterstützt durch das Lean Prinzip des ständigen Hinterfragens. Im übertragenen Sinn bedeutet das: Augen auf. Immer wieder das Umfeld überprüfen, um zu schauen, ob sich irgendetwas verändert hat, ob es wichtige neue Informationen gibt. Wenn es solche Überraschungen bzw. neue Informationen gibt, geht es darum, den aktuellen Weg und die neuen Informationen zu überprüfen und falls sinnvoll oder notwendig, Weg und Ziel neu anzupassen. 

Agilität ist ein professioneller Umgang mit Komplexität – keine Planlosigkeit

Bei Agile geht es darum, professionell, konstruktiv und strukturiert mit Überraschungen umzugehen. Das Gegenteil von Agile ist es, planlos vor sich hin zu arbeiten. Das Gegenteil von Agile ist auch, die Augen vor einem komplexen Umfeld zu verschließen und so zu tun, als gäbe es keine Überraschungen.

Agilität ist in erster Linie Effektivität und in zweiter Linie Effizienz

Kundenwünsche zu erfüllen bedeutet, effektiv zu arbeiten, also das Richtige zu tun. Das heißt: das richtige Produkt für den Kunden zu liefern, oder die richtigen Features in die Software einzubauen. Es nutzt dem Kunden nichts, gut in eine Richtung zu laufen, wenn es die falsche Richtung ist. Die Herausforderung von komplexen Umfeldern ist, dass sie ständigen Veränderungen unterworfen sind. Bei Agile steht daher die Effektivität im Vordergrund: wir überprüfen ständig unseren Kurs, um zu überprüfen, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Beim Umsetzen des jeweiligen Schritts geht es dann um Effizienz.

Fünf Prinzipien konkretisieren Agilität

Schnelle Reaktionsfähigkeit in einem komplexen Umfeld: das ist schnell gewünscht, klärt aber nicht die Frage: „wie geht das“? Fünf Prinzipien geben Leitplanken, was Agile konkret bedeutet:

  • Dem Kunden Wert liefern: bedeutet, dass wir darauf fokussieren, dem Kunden Wert zu liefern. Das heißt zum einen zu hinterfragen, was der Kunde will. Das heißt zum anderen zu hinterfragen, ob unsere Arbeitsschritte darauf einzahlen.

  • Arbeit in Fluss bringen: bedeutet, Wartezeit als eine der größten Verschwendung zu vermeiden. Typische Mittel hierfür sind Pull-Systeme und die Visualisierung von Arbeit innerhalb von Arbeitsflüssen, z.B. mit Kanban.

  • Ermächtigung und Selbst-Management: bedeutet, dass Teams selbst entscheiden, wer was wann wie macht. Dabei ziehen sich die Teammitglieder gegenseitig zur Verantwortung. Durch Ermächtigung und Selbst-Management werden Entscheidungen so nah wie möglich zur wertschaffenden Arbeit gebracht, um reaktionsfähig zu sein.

  • Transparenz: bedeutet, durch einen offenen Umgang mit Fakten das Selbst-Management von Teams sicherzustellen. Dadurch haben alle dieselbe Informationsgrundlage für ihre Arbeit und können informiert Entscheidungen treffen.

  • Inspizieren und Anpassen: bedeutet, dass Wissen aus Erfahrung gewonnen wird und dass Entscheidungen auf der Grundlage von Beobachtungen getroffen werden. Dazu werden Ergebnisse und Arbeitsweisen, also sowohl Effektivität als auch Effizienz, regelmäßig auf ihren Wert hin überprüft und – wo nötig – angepasst. Dieses fünfte Prinzip besagt, dass es nicht reicht, nur reaktionsfähig zu sein, sondern dass es notwendig ist, dass wir auch tatsächlich reagieren. 

Diese fünf Prinzipien sind eine Erweiterung der Lean Prinzipien (Wert, Fluss, Inspizieren und Anpassen). Die Prinzipien sind eine erste Konkretisierung von „Agile“. Agile Frameworks und Methoden geben Muster, wie sich diese für bestimmte Anwendungsfälle umsetzen lassen.

Agilität wird anhand von Frameworks und Methoden umgesetzt.

Die Umsetzung von "Agile" oder Agilität erfolgt in der Praxis anhand verschiedener agiler Methoden und Frameworks, die alle auf den obigen Prinzipien basieren. Das sind z.B.

  • Scrum und Kanban - für agil arbeitende Teams - sowie

  • Scaled Agile Framework (SAFe), LeSS oder Scrum@Scale - für die Koordination mehrerer agiler Teams.

Dies ist die offizielle Definition von „Agile“ bzw. „Agilität“

Es gibt nicht die eine offizielle Definition von Agilität. Und: man darf „Agile“ als ein Konzept, das auf „Lean“ aufbaut, nicht mit dem Lexikon-Begriff von „Agilität“ verwechseln – der meint nämlich etwas anderes. Wir haben in diese Seite neben Grundprinzipien von Lean, Scrum und Kanban auch unsere 20-jährige Erfahrung im Agile-Umfeld einfließen lassen. Offizieller wird es nicht.


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