Success Story
Lean-Agile Systems Engineering bei Bosch Automotive Steering
Bosch Automotive Steering (AS) ist ein weltweit führender Anbieter von Lenksystemen für PKW und Nutzfahrzeuge. Bosch hatte dabei mit isolierten Entwicklungsabteilungen, langen Entwicklungszyklen, Verzögerungen und häufigen Eskalationen zu kämpfen. Die traditionelle Wasserfallmethode bei der Plattformentwicklung erwies sich als unzureichend.
Gemeinsam mit wibas führte Bosch Agile Release Trains (ARTs) ein und wandelte seine traditionelle Systems-Engineering-Methode in ein Lean-Agile Framework um. Durch Roadmap-Alignment-Workshops mit Stakeholdern erhöhte Bosch die Transparenz und die Ausrichtung auf Vision und Roadmaps, förderte die Zusammenarbeit, reduzierte Komplexität und Risiken und verbesserte die Plattformstabilität. Dies führte zu erheblichen Effizienzsteigerungen in Kundenprojekten.
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Ausgangslage: Von Komponentenplattformen zu einer einheitlichen Systems-Engineering-Methode
Bereits vor der Einführung von Lean-Agile-Methoden begann Bosch AS, seine Entwicklungsprozesse zu verändern. Zwischen 2002 und 2015 lag der Fokus auf separaten Plattformen für Hardware-, Software- und mechanische Entwicklung. Eine einheitliche Plattform für Lenksysteme (Systems Engineering, kurz Sys Eng) fehlte jedoch. Diese Lücke führte zu zusätzlichem Aufwand und Verzögerungen in Kundenprojekten.
Im Jahr 2016 erkannte Bosch AS den Bedarf an einen strukturierten Ansatz für die Entwicklung von Plattformen auf Systemebene. Ein Team entwickelte die Systems-Engineering-Methode SysEng, um die Entwicklung von Lenksystemen zu systematisieren. Die Bosch SysEng-Methode setzte die Anforderungen an die Rückverfolgbarkeit des Automotive SPICE V-Modells vollständig um. In den darauffolgenden Jahren wurde die SysEng-Methode im Bereich Systems Engineering weiter verfeinert und eingeführt.
Die Bosch SysEng-Methode brachte Struktur in die Entwicklung von Lenksystemen. Es fehlte aber die Agilität, die erforderlich war, um den wachsenden Marktanforderungen und den kürzeren erforderlichen Entwicklungszeiten gerecht zu werden. Im Jahr 2018 wurden die Grenzen der Methode deutlich, und die Notwendigkeit eines agilen Ansatzes zeichnete sich ab.
Von der traditionellen zur Lean-Agile Entwicklung in den Engineering Bereichen
Bosch AS begann seine Agilitätsreise in der Softwareentwicklung. 2019 starteten gemeinsam mit dem wibas-Coach Simon Porro die ersten beiden Agile Release Trains (ARTs)
Mitarbeiter von Bosch nahmen an Schulungen wie „Leading SAFe“, „SAFe Product Owner/Product Manager“ und „SAFe for Teams“ teil. Diese Trainings halfen Teams und Führungskräften, sich an agilen Prinzipien auszurichten und ein gemeinsames Verständnis in der Organisation sicherzustellen.
Zwischen 2021 und 2023 folgten weitere Software-ARTs, zwei ARTs für die Hardwareentwicklung und fünf ARTs im Bereich Mechanik. Dieser Erfolg war ein wichtiger Meilenstein und trug dazu bei, Lean-Agile-Praktiken in verschiedenen Engineering-Bereichen zu etablieren
Von der traditionellen zu Lean-Agile Systems Engineering Methode
Die Systems-Engineering-Methode SysEng von Bosch bot zwar Struktur. Sie war jedoch nicht in der Lage, lange Vorlaufzeiten und hohe Komplexität zu bewältigen und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit zu unterstützen.
Im Jahr 2021 beschloss Bosch AS deshalb, einen ART für das Platform System (PSYS) einzuführen. Ziel war es, die Komplexität des Lenksystems besser und schneller zu bewältigen. Der PSYS ART sollte die Basis für 10 Hardware-, Software- und Mechanik-ARTs sein. Simon Porro wurde gebeten, die Initiative zu begleiten.
Zunächst passten die Bosch-Führungskräfte Uwe Gommel, Matthias Stroessner und Michael Friedel mit Unterstützung von Simon Porro den Bosch-SysEng-Ansatz an, so dass dieser agiler wurde. Der Ansatz wechselte von einem umfassenden „Grand Design“ hin zu einem iterativen und inkrementellen Systems Engineering.
Als Nächstes starteten sie die PSYS ART und synchronisierten diesen mit den 10 anderen ARTs in einem 9-wöchigen PI-Rhythmus. Wege zur Zusammenarbeit zwischen den Teams und ARTs wurden definiert, intensiv diskutiert und mit allen Beteiligten abgestimmt, bevor sie umgesetzt wurden.
Ein zentrales Ereignis ist der Roadmap-Alignment-Workshop, der in der Mitte jedes PIs durchgeführt wird. Er bringt alle Beteiligten, alle ARTs und alle Roadmaps zusammen, um Prioritäten und Abhängigkeiten für die kommenden zwei PIs abzustimmen und zu verhandeln.
Ergebnisse und Mehrwert
Die Transformation brachte in mehreren Bereichen erhebliche Vorteile:
- Verbesserte Transparenz und realistischere Erwartungen: Die Implementierung von Agile Release Trains hat die Transparenz und Vorhersehbarkeit erheblich verbessert. Das Management wurde sich viel stärker bewusst, was (un)möglich ist. Dadurch konnten sie ihre Erwartungen besser steuern.
- Erhöhte Plattformstabilität und -anpassungsfähigkeit: Durch die Umstellung auf ein Lean-Agile Systems Engineering wurden die Feedback- und Lernzyklen auf 9 Wochen verkürzt. Dadurch wurde die Plattform stabiler und anpassungsfähiger. Dies wiederum ermöglichte eine regelmäßige (im PI Rhythmus) Überprüfung und Anpassung der Produkt- und Funktions-Roadmaps an sich ändernde Marktanforderungen.
- Bessere Ausrichtung auf Prioritäten: Workshops zur Ausrichtung der Roadmap halfen Bosch, Prioritäten und Bemühungen über alle ARTs und alle Interessengruppen hinweg aufeinander abzustimmen. Dies verbesserte den Fokus, verkürzte die Vorlaufzeiten und erhöhte die Vorhersehbarkeit der Lieferungen.
- Bereichsübergreifende Zusammenarbeit: Das PSYS ART förderte die Teamarbeit in allen technischen Bereichen. Die Teams erkennen und bewältigen Risiken nun früher in den Entwicklungszyklen. Dieser Ansatz reduziert die Komplexität und die Vorlaufzeiten und verbessert die Qualität.
- Effizienzsteigerungen: Aufgrund der deutlich verbesserten Plattformreife ist bei Kundenprojekten vor dem Produktionsstart (Start-of-Production, SOP) nun weniger Entwicklungsaufwand erforderlich.
Wichtige Erkenntnisse
- Transformation braucht Führung: Die aktive Beteiligung von Führungskräften wie Uwe Gommel, Matthias Stroessner und Michael Friedel war entscheidend für den Erfolg der Transformation. Ihre Vision und ihr Engagement waren richtungsweisend für die Einführung von PSYS ART und die breitere Anwendung von Lean-Agile Systems-Engineering-Praktiken.
- Maßschneidern der Frameworks ist essentiell: Agile Prinzipien müssen mit lokalen Praktiken in Einklang gebracht werden. Der Wechsel von einem Wasserfall- zur einem Lean-Agile-Systems-Engineering erforderte ein Überdenken der Bosch-Systems-Engineering-Methode, um iterative und inkrementelle Arbeitszweisen zu unterstützen.
- Abstimmung auf Roadmaps ist entscheidend: Workshops zur Abstimmung der Roadmap erwiesen sich als unverzichtbar, um eine gemeinsame Vision zu schaffen und die Zusammenarbeit und Priorisierung aller Beteiligten zu fördern. Diese gemeinsame Vision über alle Entwicklungsbereiche hinweg stärkt und inspiriert die ARTs und die Teams.
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