Success Story

Einführung von SAFe® bei SMA – Agilität in der Energiebranche

13. November 2023: Für meine Kollegin Diana Triller und mich (Sarah Grosch) war dieses Datum der Auftakt zu unserem ersten Kundeneinsatz, der spannender und facettenreicher kaum hätte sein können. Aber nicht nur für uns war dieser Tag etwas Besonderes, sondern auch für unseren Kunden SMA, ein mittelständisches Unternehmen aus der Energiebranche. Denn an diesem Tag begann der ART-Launch für einen ART mit 17 Teams. Im Folgenden möchte ich meine Erfahrungen teilen und sowohl von den Herausforderungen als auch von den Fortschritten berichten, die ich gemeinsam mit Kolleg:innen bei SMA beobachtet habe.

Vorgefundene Rahmenbedingungen

Bevor sich SMA für die Einführung von SAFe im Digitalisierungsbereich des Unternehmens entschieden hat, bestand die IT-Organisation aus vielen Expert:innen mit Spezialwissen. Viele der Aufgaben mussten in kürzester Zeit erledigt werden. Aufgrund von Wissensmonopolen durch Fachexperten gab es oft wenig Zusammenarbeit. Die große Menge an Aufgaben führte zu einer Überforderung und Überlastung der Organisation. Darüber hinaus führte diese Arbeitsweise zu langsamen und langwierigen Entwicklungsprozessen, die sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirkten.
Mit der Einführung von SAFe wollte SMA mehreren der eben genannten Herausforderungen begegnen. Zum einen sollte die Zusammenarbeit durch cross-funktionale Teams gefördert, Wissensmonopole abgebaut und damit das Arbeitsvolumen besser verteilt werden. Zum anderen ermöglicht SAFe dem Unternehmen durch kurze Planungsintervalle von 10 Wochen, schnell und flexibel auf veränderte Markt- und Kundenanforderungen zu reagieren. 

Die Herausforderungen für SMA

„Das erste PI-Planning ist immer chaotisch.“ „Wir wissen, dass noch nicht alles perfekt ist und dass es ein holpriger Start wird. Aber wir sind safe enough to try.“ Solche oder ähnliche Aussagen habe ich zu Beginn des ART-Launches immer wieder gehört – sei es von den Product Managern (im Folgenden PM), dem Release Train Engineer (im Folgenden RTE) oder anderen wichtigen Schlüsselfiguren des ARTs. Diese Äußerungen spiegeln sehr gut wider, dass die Einführung von SAFe einige Herausforderungen mit sich brachte. 

Einerseits hatte SMA bisher nur eine einzige Erfahrung mit der Einführung eines ARTs sammeln können. Andererseits hatten die meisten der im ART vertretenen Teammitglieder noch nie agil gearbeitet. Dies hatte zur Folge, dass agile Arbeitsmethoden für viele Personen im ART eine vollkommen neue Arbeitsweise darstellten, in die sie sich erst einfinden mussten. Daraus ergab sich für uns Scrum Master die Aufgabe, die Teamstrukturen in den neu gebildeten Teams zu fördern und zu festigen. Gleichzeitig galt es, die agile Arbeitsweise zu erklären und den Teammitgliedern zunehmend Sicherheit zu vermitteln. Für mich eine sehr spannende und motivierende Aufgabe. In Einzelgesprächen identifizierte ich die individuellen Bedürfnisse der Teammitglieder, um sowohl den Einzelnen als auch das gesamte Team bedarfsgerecht unterstützen zu können.


Eine große Herausforderung stellte die Verfügbarkeit einiger Teammitglieder für die Arbeit im ART da. Zu Beginn der SAFe Transformation gab es manche Personen, die von ihren Führungskräften nur 30% für die Arbeit im ART zur Verfügung gestellt bekamen. Eine Verfügbarkeit, die ein sinnvolles Arbeiten mit der agilen Methodik nahezu unmöglich macht, da die betroffenen Personen lediglich an den Regelmeetings teilnehmen konnten. Darüber hinaus blieb kaum Zeit, Aufgaben im Team zu bearbeiten. 
Eine weitere typische Herausforderung besteht darin, die bestehenden Organisationsstrukturen mit den agilen Organisationsstrukturen des ARTs in Einklang zu bringen. Bei SMA gab es neben den klassischen hierarchischen Strukturen bereits bestehende Wertstromorganisationen (z.B. Projektmanagement, operativer Wertstrom). Der ART und die bestehende Organisation beinhalteten definierte Rollen und Verantwortlichkeiten, bei denen sich die Verantwortlichkeiten überlappten. Dies führte unweigerlich zu Handlungskonflikten. Die Neuverhandlung von Aufgaben zwischen neuen und bestehenden Rollen ist immer schwierig, da sowohl das Abgeben als auch das Übernehmen von Verantwortung eine Änderung von Ermächtigung bedeutet. Dies war eine Herausforderung, die ich im Zuge meiner Tätigkeit sowohl auf Teamebene als auch auf der Ebene der klassischen Hierarchie adressierte. Dazu gehörte einerseits die Führung der Veränderung durch die Führungskräfte mit konkreten Führungsinstrumenten, andererseits aber auch die Neuverhandlung der Verantwortlichkeiten von ART-Rollen und bestehenden Rollen in Workshops.

Change-Beschleuniger

Neben den beschriebenen Herausforderungen gab es einige Change-Beschleuniger, die eine wichtige Grundlage für die Einführung von SAFe schufen. Bereits vor dem ART-Launch existierte ein LACE-Team. Dieses hat die Vorbereitungen und Überlegungen zum Aufsetzen des ARTs unterstützt und vorangetrieben. Beispielsweise führte SMA im Vorfeld einen wichtigen ART Identification Workshop durch, der Teamschnitt der einzelnen Teams wurde durchdacht und die Product Owner sowie weitere wichtige Schlüsselpersonen wurden geschult.


Darüber hinaus habe ich im gesamten ART eine überwiegend sehr positive Energie wahrgenommen. Trotz der beschriebenen Herausforderungen, waren sowohl die „Führungspersonen“ – bestehend aus Business Ownern (BO), Product Management und RTE – als auch die Teams gewillt, sich auf die neue Arbeitsweise einzulassen und sich gemeinsam mit ihrem Unternehmen weiterzuentwickeln. Diese positive Grundhaltung ermöglichte es mir als Scrum Master, gemeinsam mit meinen Teams und den anderen Scrum Mastern Hindernisse effektiv anzugehen und konstruktive Lösungen zu entwickeln.

Teaming mit SMA – gemeinsames Handeln

Vor dem ART Launch bei SMA hat mein Kollege Malte Foegen zusammen mit dem LACE Team das erste PI gründlich vorbereitet. Gemeinsam wurden die Teamzusammensetzungen definiert, das ART Backlog erstellt, sichergestellt, dass jedes Team einen Scrum Master oder Team Coach hat und wichtige Abläufe und Informationen in Confluence festgehalten. Da SMA zum ART-Launch nicht über genügend interne Scrum Master verfügte, wurde auf externe Unterstützung zurückgegriffen. Dies erwies sich als sehr sinnvoll, da die Teams so individuell und bedarfsgerecht von ihrem eigenen Scrum Master begleitet werden konnten.

Gerade in der Anfangsphase einer Transformation halte ich eine enge Zusammenarbeit zwischen Scrum Master, Product Owner und dem gesamten Team für sehr wichtig.
Vor dem ersten PI-Planning wurde der ART und der Team Workflow in Jira implementiert. Dies ermöglichte es den Teams, ihre Stories und Tasks während des PI-Plannings in dem Tool einzupflegen. Um das Verständnis für die Methodik zu fördern, wurden im Vorfeld Schulungen für ausgewählte Schlüsselpersonen des ART durchgeführt. 


Kurz vor dem Start des PI Plannings nahmen dann alle Teammitglieder an der SAFe for Teams Schulung teil. Diese Schulung war der Startpunkt meines Einsatzes. Im anschließenden PI-Planning unterstützte ich meine Teams bei der Arbeit mit der neuen Methodik SAFe. Dazu gehörte unter anderem die Kommunikation von Hindernissen und Abhängigkeiten mit den Scrum Mastern der anderen Teams sowie die Förderung der Kommunikation zwischen dem RTE, den PMs und meinen Teams. Im weiteren Verlauf meines Einsatzes unterstütze ich meine Teams mit individuellen Mini-Schulungen bei der Einarbeitung in die neue Arbeitsweise. In regelmäßigen Einzelgesprächen erkundigte ich mich nach den Bedürfnissen und Anliegen der einzelnen Teammitglieder, um daraus individuelle Unterstützungsangebote abzuleiten. Außerdem habe ich meinen PO gecoacht, damit er in seiner Rolle wachsen konnte. In unseren wöchentlichen Community of Practice (CoP) Meetings lösten alle Scrum Master des ARTs gemeinsam Hindernisse auf ART-Ebene und ermöglichten es somit, dass unsere Teams bestmöglich arbeiten konnten. 


Die gesamte SAFe-Implementierung erfolgte iterativ und inkrementell– Anpassungen und Veränderungen wurden auf Basis neuer Erkenntnisse vorgenommen. Beispielsweise stellte sich in einem meiner Teams heraus, dass die Teamzusammensetzung in der Realität nicht so optimal war, wie im Vorfeld angenommen. Um dies zu ändern, führte ich zunächst einen Workshop mit meinem Team durch, in dem wir einerseits den Teamzweck schärften und andererseits herausarbeiteten, wie das Team zusammengesetzt sein müsste, um optimal arbeiten zu können. Es stellte sich heraus, dass die Zusammenlegung von zwei Teams eine gewinnbringende Lösung sein könnte. Diese Erkenntnis teilte ich zunächst mit dem RTE, um anschließend mit den POs der beiden betreffenden Teams, den PMS, dem RTE und Personen aus dem LACE Team die Chancen und Risiken einer Zusammenlegung der betroffenen Teams zu identifizieren. Als Ergebnis wurden beide zusammengelegt, was in der Folge eine bessere Zusammenarbeit des neuen Teams ermöglichte.
Eine weitere sukzessive Verbesserung war die Umstellung der PI-Plannings von einer haptischen auf eine toolgestützte Planung. Diese Umstellung resultierte aus dem Wunsch, die Planung direkt in digitalen Tools durchzuführen, anstatt zunächst haptisch zu planen.


Vor allem während des dritten PIs habe ich mich auch darum gekümmert, einen internen Scrum Master in seine Rolle einzuarbeiten, damit er perspektivisch mein Team übernehmen kann. Denn mein oberstes Ziel als Beraterin ist es, mich selbst überflüssig zu machen. Dies erreiche ich, indem ich den Kunden beziehungsweise die Menschen in der Organisation in die Lage versetze, selbstständig zu arbeiten. Die Einarbeitung begann damit, dass der neue interne Scrum Master mich zunächst in meiner Tätigkeit begleitete. In wöchentlichen Coachings stärkte ich den internen Kollegen in seiner Rolle als Scrum Master, beantwortete seine Fragen und bereitete gemeinsam mit ihm verschiedene agile Teamevents vor. Zuletzt habe ich ihm nur noch über die Schulter geschaut und stand für Fragen und Unterstützung zur Verfügung.

Was sind die nächsten Schritte?

Wie bereits erwähnt, ist es als Unternehmensberaterin mein Ziel, mich selbst überflüssig zu machen – und daher neigt sich meine Beauftragung dem Ende zu. In den vergangenen Monaten habe ich gemeinsam mit SMA viel erreicht. Aus einem ersten chaotischen PI-Planning wurden zwei koordinierte Planungstage.

Die Teamschnitte wurden entsprechend neuer Erkenntnisse angepasst, Arbeitsprozesse wurden optimiert. Meine Teams können eigenständig mit der Methodik arbeiten und der ART als solcher leistet einen wertvollen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Da Lernen niemals endet, gibt es auch bei SMA wichtige nächste Schritte, die noch gegangen werden sollten. Zum einen besteht die Herausforderung, die Führungskräfte noch stärker in die Veränderung einzubeziehen, damit sie mit gutem Beispiel vorangehen können. Zudem sollte eine stärkere Integration des ARTs in die restliche Organisation erfolgen. Derzeit funktionieren die Schnittstellen zwischen agiler und klassischer Organisation noch nicht reibungslos, so dass Projekte beispielsweise nicht im Sinne der agilen Arbeit eingesteuert, sondern als U-Boot Projekte „durchgeboxt“ werden. Dies führt nicht nur zu Intransparenz, sondern auch zu Unzufriedenheit bei den Mitarbeitenden, da die Arbeitsbelastung steigt. Ebenso hinderlich wie die U-Boot Projekte ist die Tatsache, dass nur sehr wenige Mitarbeitende zu 100% im ART arbeiten. Die meisten arbeiten zu einem gewissen Prozentsatz im ART (agil) und den Rest in ihrer Abteilung in der klassischen Organisation. Während meines Einsatzes habe ich öfters den Satz gehört „Wir haben hier gerade zwei Jobs, die wir machen müssen – ART und Daily Business“. 

Welcher Mehrwert hat sich für SMA durch die Einführung von SAFe ergeben?

Durch die Einführung der agilen Arbeitsmethode konnte SMA in mehreren Punkten Verbesserungen erzielen.


Förderung der Zusammenarbeit und Kommunikation auf Team- und ART-Ebene

Regelmäßige Abstimmungs- und Kommunikationsmeetings förderten die Transparenz – sowohl innerhalb der Teams als auch im gesamten ART - und gewährleisteten, dass alle Beteiligten jederzeit über den aktuellen Arbeitsstand informiert waren. Zudem wurde die Zusammenarbeit zwischen den Teams durch gemeinsame Planungsintervalle, regelmäßige Synchronisationstreffen und gemeinsame Reviews verbessert. Beispielsweise ermöglichte das gemeinsame PI-Planning mit allen Teams vor Ort Abstimmungen auf kurzem Wege. Die Teammitglieder konnten gemeinsam auf ein Board schauen, sich gegenseitig beraten und bei Bedarf schnell und unkompliziert ein Teammitglied aus einem anderen Team hinzuziehen.


Schnelles Feedback & Reaktionsfähigkeit dank nutzbarer Teilprodukte

Beim Arbeiten mit agilen Arbeitsmethoden wird ein großes Endprodukt in viele kleine, für den Kunden nutzbare Inkremente aufgeteilt. Dies ermöglicht es den Teams, schnell ein nutzbares Inkrement zu liefern. Dies führt einerseits dazu, dass der Kunde schneller ein nutzbares Teilprodukt erhält und bietet andererseits den Teams bzw. SMA die Möglichkeit, regelmäßig Feedback zu erhalten. So kann schnell überprüft werden, ob das Teilprodukt tatsächlich den Anforderungen des Kunden entspricht, Anpassungen können entsprechend den Anforderungen vorgenommen und auf Veränderungen schnell reagiert werden. 


Erhöhung der Kundenzufriedenheit & Qualitätssteigerung

Durch das iterative inkrementelle Vorgehen erhält das Unternehmen nicht nur schnelles Feedback, sondern es bietet auch die Möglichkeit, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Der Kunde kann anhand von kleinen nutzbaren Inkrementen überprüfen, ob das gelieferte Produkt seinen Vorstellungen entspricht. Durch das Feedback kann SMA Anpassungen vornehmen, um die Erwartungen der Kunden bestmöglich zu erfüllen. Dies erhöht die Kundenzufriedenheit und stärkt gegebenenfalls die Bindung zwischen Kunden und Unternehmen, da ein kontinuierlicher Austausch stattfindet.


Effizienter Ressourceneinsatz & bessere Planbarkeit

Durch kurze Planungszyklen von 2 Wochen (Iterationen) beziehungsweise 10 Wochen (PI) kann SMA Ressourcen effizient und bedarfsgerecht einsetzen und somit Verschwendung minimieren. Zudem können durch die Erhebung von Metriken Vorhersagen getroffen werden, wann beispielsweise ein Kunde mit der Lieferung seines Produktes rechnen kann. Die Metriken basieren auf Erfahrungswerten, die SMA beim Arbeiten mit der agilen Methode gesammelt hat.


Kontinuierliche Verbesserung

Im Rahmen regelmäßiger Inspect & Adapt Workshops fand kontinuierlich Optimierung statt. Auf Scrum Master Ebene wurden regelmäßig Retrospektiven durchgeführt, in denen sowohl die eigene Zusammenarbeit als auch die Arbeit im gesamten ART reflektiert wurden. Auch auf Teamebene fanden Retrospektiven statt, um sich als Team kontinuierlich zu verbessern. In Inspect & Adapt Workshops auf ART Ebene trafen sich vor den PI-Plannings POs, Teammitglieder, PMs und der RTE mit uns Scrum Mastern, um auf Grundlage der Erfahrungen aus den vergangenen PIs Experimente zu identifizieren. Diese wurden als Features in das ART Backlog für das kommende PI aufgenommen, während des Plannings von einem Team gezogen und im PI getestet. Am Ende des PIs wurde erneut reflektiert, inwieweit das Experiment die gewünschte Verbesserung erzielt hatte.

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Kontaktieren Sie uns oder vereinbaren Sie direkt einen Termin mit einem von uns. Wir sind Timo Foegen, Yvonne Fischer, Tina Eisoldt, Daniel Votta und Lutz Koch.

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