In den vergangenen Jahren wurde Design Thinking mehr und mehr als Innovationstool nachgefragt und ist heute aus einer Vielzahl von Unternehmen nicht mehr wegzudenken. „Etwa die Hälfte der größten Unternehmen Deutschlands praktiziert mittlerweile Design Thinking in irgendeiner Art“, so Dr. Timm Krohn, Prokurist am HPI und Geschäftsführer der HPI Academy.
Deswegen soll dieser Blog Artikel dazu dienen, in einem Experteninterview mit Björn Ruland Design Thinking und seine Einbindung in Agilität näher zu beleuchten.
Max: Hallo Björn, schön, dass du heute Zeit für ein paar Fragen gefunden hast. Du bist ja schon sprichwörtlich ein „alter Hase“ im Bereich Agilität, aber was hat dich denn ursprünglich dazu bewogen, näher in diesen Bereich einzutauchen?
Björn: Meinen Einstieg in die agile Arbeitswelt habe ich bei der Deutschen Telekom gefunden, vor mittlerweile über 10 Jahren. Damals war ich im HR Bereich aktiv und verantwortete mit meinem Team strategische wie operative Projekte. Agilität und damals insbesondere Scrum kannte ich bis dahin nur aus meiner HR Rolle heraus, wenn es um Sozialpartnerverhandlungen ging. Jedoch war ich neugierig und nutze die nächste Gelegenheit ein Projekt mit Hilfe von Scrum in der Rolle als Product Owner zu gestalten. So gestaltete ich in dieser Rolle den Arbeitsplatz der Zukunft für die Deutsche Telekom.
Max: Was bedeutet für dich Agilität?
Björn: Agilität ist für mich persönlich ein schwieriges Wort. Fast alle Menschen arbeiten und leben agil, auch wenn sie sich bis dahin kein kompliziertes Wissen über Bücher, Podcasts, Zertifizierungen oder ähnliches angeeignet haben. Agilität ist für mich daher zunächst einmal ein weiteres Buzzword, dass in die Unternehmen dieser Welt Einzug gefunden hat. Viel interessanter sind bestimmte Prinzipien der Zusammenarbeit – Transparenz, regelmäßige Lieferung von Wert, Ermächtigung und Selbstorganisation, Inspizierung und Anpassung sowie ein gleichbleibender Takt. Alles in der Praxis erfolgreich erprobte Parameter, die Agilität und Unternehmensentwicklung erfolgreich fördern.
Max: Design Thinking ist für dich ja eine besondere Passion, wie kam es dazu? Und wie passt das zu Agilität?
Björn: Zu Agilität passt erstmal jede Methode. Dabei ist es ganz egal, ob wir klassisches Projektmanagement oder Agile Methoden einsetzen. Es kommt auf die eigene Haltung und Unternehmenskultur an – auf die soeben beschriebenen Prinzipien der Zusammenarbeit. Richtig ist jedoch auch, dass mir Design Thinking in der Anwendung besonders viel Spaß macht. Damit lassen sich tolle wie unerwartete Ergebnisse erzielen, es gibt einem eine Menge Spaß an der Arbeit zurück und wir erzielen gewaltige Lerneffekte ohne die Kosten aus den Augen zu verlieren. Zum Kennenlernen der Methode Design Thinking entschied ich mich zu einem Seminar am HPI in Potsdam und war sofort von dem Virus Design Thinking infiziert. Ich probierte das in der Praxis mit meinen Kunden aus und wir hatten großartige Erfolge damit. Gemeinsam mit meinem 4craft-Team haben wir uns dann entschieden, das Thema weiter zu professionalisieren und eine spezifische Coach-Ausbildung vorzunehmen.
Max: Wann bietet sich Design Thinking deiner Meinung nach am besten an?
Björn: Mir wurde relativ schnell klar, dass dieses Werkzeug eine großartige Struktur liefert, um in unbekannten Räumen agieren zu können und sich Stück für Stück an eine Lösung heran zu tasten. Diese Räume entstehen bei jeder Art von Arbeit – ob in typischen Querschnittbereichen wie HR, Controlling und Corporate Developement oder aber natürlich auch in Entwicklung und Produktion. Und genau in diesen Bereichen wende ich Design Thinking gerne an, jedoch schränkt es sich nicht auf diese ein. Dazu gibt es prominente Beispiele außerhalb von Unternehmensorganisationen – ich denke da ans Theater oder auch den Hannover Zoo.
Max: In naher Zukunft bieten 4craft und wibas selbst Design Thinking Kurse an. Welche Inhalte soll der 3-Tage Intensivkurs zum Thema Design Thinking transportieren?
Björn: Wir tragen Sorge dafür, dass jeder mit dem notwendigen Rüstzeug eines Design Thinkers ausgestattet ist. Dazu gehört, die wesentlichen Faktoren „Mensch“, „Raum“ und „Prozess“ nicht nur zu verstehen, sondern auch intelligent miteinander kombinieren zu können. So versetzen wir unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Lage, ihre gewonnenen Erkenntnisse ins eigene Unternehmen mitzunehmen und auszuprobieren. Wir geben dabei vollkommen neue Einblicke in eine aufregende und erlebnisreiche Arbeitsform, um komplexen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.
Max: Und was macht die Kurse so besonders?
Björn: Wir wollen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern so praxisnah wie möglich die Anwendung von Design Thinking vermitteln. Dazu haben wir ein Konzept entwickelt, dass die Arbeit in Kleingruppen möglich macht, ohne auf die Lerneffekte der anderen Gruppen im Kurs verzichten zu müssen. Wir vermitteln durchgängig praxisnah und können dennoch eine Vielzahl von Methoden und Starthilfen zur Anwendung im eigenen Unternehmen unseren Leuten mit auf den Weg geben. Noch dazu arbeiten wir in großartigen Räumlichkeiten, die von Beginn an das gewünschte Flair vermitteln.
Max: Wenn du den Lesern 3 Tipps für ihren Start in ein erfolgreiches Design Thinking Projekt geben müsstest, welche wären es?
Björn: Das ist relativ einfach wie kompliziert. Es geht nämlich darum, einfach mal loszulegen, den ersten Schritt zu machen. Bezogen auf die wesentlichen Faktoren empfehle ich in Bezug auf den Prozess darauf zu achten, stets klar den Lösungsraum vom Problemraum zu trennen. So behalte ich mir meinen Fokus bei. In puncto Mensch empfehle ich ein crossfunktionales Team – so divers wie nur irgendwie möglich. Die verschiedenen Blickwinkel fördern Kreativität in der Lösungsfindung. Und zum Thema Raum: Ein Raum soll Arbeit ermöglichen und nicht verhindern. Ein vernünftig ausgestatteter Raum, in dem verschiedene Arbeitssituationen abgebildet werden können und darüber die fünf Prinzipien der Zusammenarbeit fördert, ist ein enorm wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiches Design Thinking.