Wir haben uns sehr darüber gefreut die Agile Usergroup Rhein-Main am 16.3.2017 zu Besuch gehabt zu haben. Der Abend stand unter dem Motto “Warum Digitalisierung bei euch nicht funktioniert”. Dieses Thema haben wir mit ca. 35 Gästen diskutiert und möchten nun die Ergebnisse mit euch teilen.
Impuls: Anna Rudat’s Themenabend
Um gemeinsam in das Thema “Digitalisierung” zu einzusteigen, hatten wir uns eine kleine Talkshow, “Anna Rudat’s Themenabend”, als Impuls überlegt. Im ersten Teil unseres Themenabends diskutierte ich mit meinen Gästen Sascha und Oliver das Thema. Dabei hatte natürlich jeder Gast seine ganz eigene These über Digitalisierung.
Nach den ersten 10 Minuten wurde die Diskussion für das Publikum im Rahmen einer Fishbowl- Diskussion geöffnet. So hatten wir die Gelegenheit nicht nur die Meinungen von Sascha und Oliver zu hören, sondern auch eure Ideen dazu und eure Thesen. Alle Thesen haben wir aufgenommen und nach der Pause einige in Kleingruppen weiter vertieft. Den Output dieser Diskussion möchte ich euch nach ein paar Impressionen des Abends nicht weiter vorenthalten 🙂
Digitalisierung ist mehr als Industrie 4.0
Diese Diskussion startete erst mal mit der Frage, was ist denn Digitalisierung überhaupt? Grundsätzlich haben wir festgehalten, dass Digitalisierung etwas mit Menschen und Technologie zu tun hat. Allerdings bedeutet Digitalisierung für jedes Unternehmen etwas anderes, während es für einige Unternehmen die reine Abbildung eines Prozesses in einer Softwarelösung sein mag, ist es für andere Unternehmen ein komplett neues Geschäftsmodell. Aber egal wie ein Unternehmen Digitalisierung versteht, beides hat mit einem Prozess/Geschäftsmodell zu tun das vom Kunden bewertet wird. Verändert der Prozess oder das neue Geschäftsmodell unser Verhalten nachhaltig, können wir dies als Digitalisierung bezeichnen.
Industrie 4.0 bildet hingegen einen Bereich der Digitalisierung ab, der sich auf die Anwendung der Digitalisierung auf die Fertigung bezieht. Somit ist Industrie 4.0 nicht ein Synonym für Digitalisierung sondern eine Teilmenge von Digitalisierung. Industrie 4.0 beschäftigt sich damit Maschinen zu vernetzen und eine Fernsteuerung dieser zu ermöglichen. Vom Auto, das meldet wann es in die Inspektion muss und gleich Termine in der Werkstatt per Email vorschlägt, bis hin zu Fertigungsstraßen die eigenständig Produkt fertig stellen und unterschiedliche Produkttypen erkennen und sich dieser anpassen.
Braucht Digitalisierung Agilität?
Eine viel diskutierte These war die Frage, braucht Digitalisierung eigentlich Agilität? Und wenn warum? Grundsätzlich stand auch hier die Frage im Raum, was ist Digitalisierung und auch in dieser Gruppe wurde festgehalten: Digitalisierung ist die Iteraktion zwischen Mensch und Maschine. Da der Digitalisierungmarkt vom Kundenfeedback lebt, bieten sich agile Methoden also an. Da sie Kundenfeedback in kurzen Zyklen erlauben. Somit profitiert Digitalisierung von Agilität. Grundsätzlich braucht Agilität an sich, aber keine Digitalisierung.
Digitalisierung mit Labs scheitert
Die Diskussion dieser These startete die Gruppe erst mal mit einer Abfrage, wer dem zustimmt, unentschieden ist oder nicht zustimmt. Wie das Flipchart oben links zeigt, kam es bei der Umfrage zu einer Gleichverteilung.
Zur Gründung von Labs kommt es meistens zu Lab Gründungen, wenn ein neuer Markt erschlossen werden soll oder ein neues Kundensegment. Die Motivation, diese Entwicklung auszugliedern rührt meistens daher, dass im Tagesgeschäft nicht genügend Zeit bleibt. Oder das neue Produkt nicht in der bestehenden Struktur abgebildet werden kann. Deshalb geben Organisationen diesen neuen Ideen mit Labs einen geschützten Raum. In dem geschützten Raum des Labs herrscht Ruhe vor dem Alltagsgeschäft und die neue Ideen kann fokussiert entwickelt werden. Soweit so gut, aber wer darf denn ins Lab?
Diese Entscheidung kann auf zwei verschiedene Art und Weisen erfolgen, entweder entscheidet das Management welches Idee in ein Lab soll mit welchen Personen oder es gibt einen Treiber der Idee der sich beim Management das Ok für die Lab Gründung holt und sein Team selber zusammenstellt. Grundsätzlich glauben wir, dass die zweite Art und Weise mehr Akzeptanz und erfolg verspricht. Da in diesem Fall das Lab mit Personen ausgestattet ist, die motiviert sind diese Idee umzusetzen und in der Idee eine Wertschöpfung sehen.
Was machen wir aber mit dem einem fertigen Prototypen? Geht der zurück in die Organisation (Linie)? Hört ein Lab hier auf zu existieren ? Wenn wir diese Fragen mit Ja beantworten stehen wir vor einer Herausforderung. Da ein Lab über alle Mitarbeiter verfügt, die nötige sind um die Idee zu realisieren, ein cross-funktionales Team somit, gibt es in Organisationen keine Einheit die dies so bietet. Unsere Organisationen sind auf Fachbereiche spezialisiert und cross-funktionale Teams gibt in einer solchen Linien-Organisation nicht. Was dazu führt, dass keiner den entwickelten Prototypen übernehmen will.
Digitalisierung scheitert an der Linie
In einer anderen Gruppe wurde die These, Digitalisierung scheitert an der Linie, explizit diskutiert. Die Ergebnisse beider Gruppen zeigen, dass die Thesen eng mit einander verbunden sind.
Auch in dieser Gruppe war das Ergebnis, dass eine erfolgreiche Digitalisierung vor allem an der Überzeugung und Motivation der umsetzenden Personen hängt.
Digitalisierung NUR mit eigenen Mitarbeitern geht nicht
Egal ob der Chef oder die Angestellten Digitalisierung treiben wollen, es braucht grundsätzlich einen Visionär der eine konkrete Idee hat. Gelingt es ihm, über seine Idee Chef oder Kollegen zu begeistern und zu motivieren, gelingt eine Umsetzung mit eigenen Leuten am wahrscheinlichsten. Löst die Idee aber Angst aus bei dem Mitarbeitern z.B. ersetzt zu werden, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Idee scheitert.
Da Digitalisierung also unser Verhalten verändert, ist es wichtig sie als Change zu verstehen und auch so zu begleiten.
Ist Digitalisierung und Innovationskultur äquivalent?
Auch in dieser Gruppe wurde zu nächst diskutiert, was ist denn eigentlich Digitalisierung? Nur ein Buzzword? Einigkeit herrscht darüber, dass Digitalisierung schon seit Jahren da ist und ein fortwährender Prozess ist. Auch in diesem Thema ist das unternehmerische Ziel Kosten zu sparren präsent und Prozess zu optimieren. Gleichzeitig hielten wir fest, dass Digitalisierung nicht immer innovativ sein muss und nicht neu ist.
Innovationskultur definierten wir als Freiraum für Ideen und Experimente und damit verbunden eine Kultur aufzubauen in der es in Ordnung ist zu scheitern.
Aber wenn wir Digitalisierung als nachhaltige Verhaltensänderung durch ein neues Produkt verstehen, dass eine Interaktion zwischen Mensch und Technologie hat – brauchen wir dann nicht auch eine Fehlerkultur? Oder tötet Digitalisierung Innovation?
That’s what our readers think
Vielen Dank für diesen tollen Abend. Sowohl das Thema als auch die Gestaltung der Kommunikation war vielseitig und sehr abwechslungsreich. Man konnte überall spüren wie viel Mühe und Gedanken sich im Vorfeld gemacht wurden. Freue mich schon auf das nächste Treffen bei euch im Haus.
Hi Daniel. Vielen Dank dir und bis zum nächsten Mal =)
War ein interessanter und lohnender Abend. Danke für die Orga!
Danke das freut uns 🙂
Hi Dietrich,
vielen Dank an euch! Mich begeistert es immer wieder, was an so einem interaktiven Abend gemeinsam in der Gruppe entsteht!
Es war uns ein Fest das gemeinsam mit euch machen zu dürfen!
Habt noch eine tolle Woche,
Sascha