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4 Schritte zum optimalen Selbstmanagement des Teams

Als Scrum Master stehen wir oft vor der Herausforderung, ein Team dabei zu unterstützen, selbstorganisiert und selbstverantwortlich zu arbeiten. Doch was bedeutet Selbstmanagement konkret? Welche Eigenschaften zeichnen ein selbstorganisiertes Team aus, und wie können wir als Scrum Master dazu beitragen, diese Fähigkeiten zu entwickeln? In diesem Artikel stelle ich dir einen strukturierten Ansatz vor, der dir hilft, dein Team auf diesem Weg zu begleiten.

Schritt 1: Was bedeutet Selbstmanagement?

Bevor wir Selbstmanagement fördern können, müssen wir als Scrum Master eine klare Vision davon entwickeln, was ein selbstorganisiertes Team ausmacht. Was tut das selbstorganisierte Team und was tut es nicht? Es lohnt sich, diese Vision in greifbare Eigenschaften zu übersetzen. Zum Beispiel:

  • Kann das Team Entscheidungen eigenständig treffen?
  • Übernimmt es Verantwortung für seine Aufgaben? Falls ja, wie sieht das genau aus?
  • Wie gut funktioniert die interne Kommunikation und Zusammenarbeit?

Eine praktische Übung dazu ist es, die Eigenschaften, die das selbstorganisierte Team haben soll, in einer Liste zu notieren. Die Punkte sollten dann unter Berücksichtigung folgender Fragen miteinander abgeglichen und eingestuft werden:

  • In welchen Bereichen/Tätigkeiten ist es mir als Scrum Master am wichtigsten, dass mein Team “funktioniert”? 
  • Wo steht das Team heute? 
  • Wo liegen die größten Entwicklungspotenziale? 

Diese Priorisierung schafft die Grundlage für ein „Coaching-Backlog“, mit dem du gezielt an den relevanten Themen arbeiten kannst.

Schritt 2: Die Rolle des Scrum Masters verstehen

Selbstmanagement bedeutet nicht, dass der Scrum Master überflüssig wird – im Gegenteil. Die Rolle des Scrum Master verändert sich und je nach Situation wechselst du zwischen vier Rollen: Coach, Facilitator, Mentor und Trainer.

  • Coach: 
    Hier geht es darum, in einem Einzelgespräch, den Rahmen für ein besseres Problemverständnis zu schaffen und die Person zu ermutigen, eigene Lösungen zu entwickeln.
  • Facilitator: 
    In dieser Rolle agierst du als Moderator und führst das Team zum Beispiel durch eine Retrospektive.
  • Mentor: 
    In der Rolle als Mentor geht es auch um ein Einzelgespräch, indem du methodisches Wissen gezielt vermittelst. Zum Beispiel einem unerfahrenen Product Owner eine bestimmte Technik beizubringen. Dabei greifst du auf deine eigenen Erfahrungen in diesen Bereichen zurück.
  • Trainer: 
    Du gibst dem gesamten Team eine Technik zur Hand, wie zum Beispiel zum Schätzen, damit das gesamte Team Product Backlog Einträge selbständig schätzen kann
Darstellung im Diagramm der unterschiedlichen Scrum master Facetten Coach, Facilitator, Mentor und Coach und Zuordnung dieser bzgl Wissen vorgeben/erarbeiten und Anzahl der Menschen mit denen der SM arbeitet um Selbstmanagement zu fördern beispielsweise.

Schritt 3: Retrospektiven als Werkzeug für besseres Selbstmanagement

Eine weitere Methode, um Selbstmanagement mit dem Team zu fördern, sind Retrospektiven. Sie bieten Raum, um das Thema gemeinsam mit dem Team zu reflektieren. Dies beueted nicht, dass man Schritt eins übergehen sollte. Es ist sinvoll sich vorab gedanken zu machen, wie ein selbstorganisiertes Team für einen aussieht.

 Hier ein Vorschlag für eine Retro zum Thema „Was bedeutet Selbstmanagement für uns?“:

  1. Sammle die Ideen des Teams zu den Eigenschaften eines selbstorganisierten Teams.
  2. Diskutiere, in welchen Bereichen das Team bereits stark ist und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt.
  3. Entwickelt gemeinsam konkrete Maßnahmen, um die Selbstorganisation zu stärken.

Bevor du eine solche Retro mit deinem Team durchführst, solltest du dir sicher sein, dass dein Team dafür bereit ist. Manche Teams sind zu unerfahren, um eine Retro zum Thema Selbstmanagement zu machen. Das Team braucht einen gewissen Reifegrad und den Willen dazu etwas zu ändern.

An folgenden Verhaltensweisen des Teams erkennst du beispielsweise, dass du das Thema gerade gut mit dem Team erarbeiten kannst:

  • Das Team hat Sicherheit darin gewonnen, wie die Scrum Events und Artefakte gelebt werden.
  • Die Menschen haben sich kennengelernt.
  • Wenn ich als SM das Gefühl habe, dass ich immer mehr als Scrum Mutti agiere, dann kann ich eine Retro dazu machen.
  • Die Teammitglieder äußern in Meetings und Gesprächen, dass sie gerne gemeinsam bessere Entscheidungen treffen wollen.
  • Die Mitglieder äußern den Wunsch, effizienter zu arbeiten, ohne dass es sich wie „Vorgaben“ anfühlt.

Schritt 4: Vermeide die „Scrum-Mutti“-Falle

Ein häufiger Stolperstein ist es, als Scrum Master zu stark einzugreifen und dadurch unbewusst die Selbstorganisation des Teams zu hemmen. Wenn du dich dabei ertappst, ständig als Problemlöser oder Entscheidungsträger aufzutreten, ist es Zeit, einen Schritt zurückzutreten. Selbstmanagement bedeutet auch, dem Team den Raum für eigene Erfahrungen – und Fehler – zu geben.

Fazit: Empowerment als Schlüssel zum Erfolg

Der Weg zum selbstorganisierten Team ist ein Prozess, der Geduld und klare Ziele erfordert. Deine Aufgabe als Scrum Master ist es, den Rahmen für diesen Wandel zu schaffen, das Team zu unterstützen und gleichzeitig loszulassen, wenn es nötig ist. Indem du gezielt zwischen den Rollen Coach, Facilitator, Mentor und Trainer wechselst, hilfst du dem Team, Selbstmanagement nicht nur zu verstehen, sondern auch zu leben. Also sorge dafür, dass du für dich eine Vision hast was Selbstmanagement für dich heißt. Arbeite mit einem Coaching backlog daran Selbstmanagement gezielt mit Maßnahmen aufzubauen und binde das Team dabei mit ein. Stärke dich als Scrum Master in den Facetten Coach, Facilitator, Mentor und Trainer und nutze diese aktiv, um die Maßnahmen umzusetzen.

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