Zusammenfassung

Der Zweck der Produktintegration (PI) (CMMI-DEV) ist, das Produkt aus den Produktbestandteilen zusammenzubauen, sicherzustellen, dass es sich in dieser Form ordnungsgemäß verhält (d.h. erforderliche Funktionalität und Qualitätsmerkmale besitzt) und es auszuliefern.

Beschreibung

Dieses Prozessgebiet befasst sich mit der Integration von Produktbestandteilen in komplexere Produktbestandteile oder vollständige Produkte.

Der Umfang dieses Prozessgebiets besteht darin, durch den schrittweisen Zusammenbau von Produktbestandteilen in einer oder mehreren Stufen nach einer festgelegten Integrationsstrategie und einem definierten Verfahren eine vollständige Produktintegration zu erreichen. In allen Prozessgebieten schließt die Bedeutung der Begriffe »Produkt« und »Produktbestandteil« auch Dienstleistungen, Dienstleistungssysteme und deren Bestandteile ein.

Ein wesentlicher Aspekt der Produktintegration ist das Management interner und externer Schnittstellen des Produkts und der Produktbestandteile, um die Kompatibilität der Schnittstellen zu gewährleisten. Der Begriff der Schnittstelle ist dabei nicht auf Benutzerschnittstellen beschränkt, sondern wird auch auf Schnittstellen zwischen den Bestandteilen des Produkts angewendet. Dazu gehören interne und externe Datenquellen, Middleware und andere Komponenten, auf die sich das Produkt stützt. Die entwickelnde Organisation kann die Kontrolle über diese Bestandteile haben, was aber nicht zwangsläufig der Fall sein muss. Während des gesamten Projekts sollte dem Schnittstellenmanagement Aufmerksamkeit gewidmet werden.



Die Produktintegration ist mehr als nur ein einmaliger Zusammenbau der Produktbestandteile am Ende von Design und Herstellung. Sie kann inkrementell durchgeführt werden mit Hilfe eines iterativen Prozesses aus dem Zusammenbau von Produktbestandteilen, ihrer Bewertung und dem anschlie-ßenden Zusammenbau weiterer Produktbestandteile. Sie kann mit hochgradig automatisierten Builds und kontinuierlicher Integration des vollständig, durch Modulttests geprüften Produkts durchgeführt werden. Dieser Prozess kann mit Analysen und Simulationen beginnen (z.B. Threads, Rapid Prototyping, virtuelle und physikalische Prototypen) und durch die zunehmend realistischere Inkremente bis zum Erreichen des Endprodukts stetig vorangehen. In jeder darauf folgenden Version werden (virtuelle, schnelle oder physikalische) Prototypen konstruiert, bewertet, verbessert und anhand der im Bewertungsprozess gewonnenen Kenntnisse neu konstruiert. Der Grad an erforderlichen virtuellen gegenüber physikalischen Prototypen hängt von der Funktionalität der Entwicklungswerkzeuge, der Komplexität des Produkts und dem damit verbundenen Risiko ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass das auf diese Weise integrierte Produkt die Produktverifizierung und - validierung besteht, ist hoch. Bei einigen Produkten oder Dienstleistungen erfolgt die letzte Integrationsphase, wenn sie am geplanten Betriebsstandort bereitgestellt werden.

Bei Produktreihen werden die Produkte nach dem Produktreihen-Produktionsplan zusammengebaut. Der Produktreihen-Produktionsplan spezifiziert den Montageprozess. Unter anderem gibt er vor, welche Basiskomponenten zu verwenden sind und wie die Produktreihenstreuung in diesen aufgelöst wird.

 

In agilen Umgebungen ist die Produktintegration eine häufig – oftmals täglich – durchgeführte Tätigkeit. Bei der Softwareentwicklung beispielsweise wird in einem Prozess, der »kontinuierliche Integration« genannt wird, fortlaufend funktionierender Code zur Code Base hinzugefügt. Die Produktintegrationsstrategie betrifft nicht nur die kontinuierliche Integration, sondern auch die Frage, wie von Lieferanten beigesteuerte Bestandteile aufgenommen werden, welche Funktionen erstellt werden (in Schichten oder in »vertikalen Abschnitten«) und wann ein »Refactoring« erforderlich ist. Die Strategie sollte früh im Projekt etabliert und später über-arbeitet werden, um sie an geänderte und neu hinzugekommene Komponentenschnittstellen, externe Einflüsse, ausgetauschte Daten und APIs anzupassen (siehe »Interpretation von CMMI bei der Verwendung agiler Vorgehensweisen« in Teil I).

Referenzen

Mehr zur Identifizierung von Schnittstellenanforderungen steht im Prozessgebiet »Anforderungsentwicklung (RD) (CMMI-DEV)«.


Mehr zum Entwurf von Schnittstellen unter Verwendung von Kriterien steht im Prozessgebiet »Technische Umsetzung (TS) (CMMI-DEV)«.


Mehr zu Durchführung der Validierung steht im Prozessgebiet »Validierung (VAL) (CMMI-DEV)«.


Mehr zum Durchführen der Verifizierung steht im Prozessgebiet »Verifizierung (VER) (CMMI-DEV)«.


Mehr zur Verfolgung und Lenkung von Änderungen steht im Prozessgebiet »Konfigurationsmanagement (CM) (CMMI-DEV)«.


Mehr über die Analyse möglicher Entscheidungen mittels eines formalen Bewertungsprozesses, der identifizierte Alternativen anhand etablierter Kriterien bewertet, steht im Prozessgebiet »Entscheidungsfindung (DAR) (CMMI-DEV)«.


Mehr zur Erkennung und Abschwächung von Risiken steht im Prozessgebiet »Risikomanagement (RSKM) (CMMI-DEV)«.


Mehr zum Management der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen von Lieferanten steht im Prozessgebiet »Zulieferungsmanagement (SAM) (CMMI-DEV) «.

Beinhaltet

PI.SG 1 Produktintegration Vorbereiten
Produktintegration wird vorbereitet.
PI.SG 2 Schnittstellenkompabilität Sicherstellen
Sowohl die internen als auch die externen Schnittstellen der Produktbestandteile sind kompatibel.
PI.SG 3 Produktbestandteile Zusammenbauen und das Produkt Ausliefern
Verifizierte Produktbestandteile werden zusammengebaut und das integrierte, verifizierte und validierte Produkt wird aus…
PI.GG 1 Spezifische Ziele Erreichen
Die spezifischen Ziele von Produktintegration (PI) (CMMI-DEV) werden durch die Arbeitsabläufe unterstützt durch das Umw…
PI.GG 2 Geführte Prozesse Institutionalisieren
Arbeitsabläufe sind als geführte Prozesse institutionalisiert.
PI.GG 3 Definierte Prozesse Institutionalisieren
Arbeitsabläufe sind als definierte Prozesse institutionalisiert.