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Die Bedeutung der Teamphasen für einen erfolgreichen Scrum Master

Häufig wird darüber diskutiert, dass es Aufgabe des Scrum Masters ist, ein „High Performance Team“ aufzubauen. Solch ein High Performance Team ist eingespielt, reaktionsfähig und zeichnet sich durch eine hohe Arbeitsperformance aus. Wikipedia definiert ein High Perfromace Team so:

“High-performance teams (HPTs) is a concept within organization development referring to teams, organizations, or virtual groups that are highly focused on their goals and that achieve superior business results. High-performance teams outperform all other similar teams and they outperform expectations given their composition.

Quelle: Wikipedia

Aber High Performance Teams fallen nicht vom Himmel. Ein Team kann sich über eine Zeitspanne hinweg dazu entwickeln. Auf dem Weg dazu durchlaufen Teams unterschiedliche Phasen. Diese werden oft als Teamphasen bezeichnet. Damit sind häufig die Teamphasen nach der Theorie von Tuckmann gemeint.

Tuckmanns Teamphasen Theorie

Bruce Tuckmann war Psychologe und hat an der Ohio State University gelehrt. Er veröffentlichte seine Theorie zu Teamphasen im Jahr 1962 unter dem Titel „Developmental sequence in small groups“. Seine Theorie beruht auf vier Teamphasen: Forming, Storting, Norming und Performing.

Teamphasen nach Tuckman

Sein Modell ergänzte er gemeinsam mit Jensen 1977 um eine fünfte Phase („adjourning“). Die Phasen sind wie folgt zu erkennen bzw zu unterscheiden:

Forming

In dieser Phase lernt sich das Team langsam gegenseitig kennen. Der Fokus des Teams liegt während dieser Phase auf:

  • Orientierung
  • Testen

Storming

Hier verschiebt sich der Fokus im Team auf Machtkämpfe und inhaltliche Konflikte. Der Fokus des Teams liegt während dieser Phase auf:

  • Polarisieren
  • Machtkämpfen

Norming

Während des Normings legt das Team gemeinsame Regeln und Standards fest und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Hier fokussiert das Team:

  • Neue Regeln
  • Neue Rollen

Performing

In dieser Phase ist das Team „eingespielt“, der Fokus geht auf die inhaltliche Zusammenarbeit und liegt nicht mehr auf der Struktur. Hier fokussiert das Team:

  • Der Arbeitsprozess ist flexibel und unterstützend
  • Die Aufgaben inhaltlich zu lösen

Adjourning

Diese Phase tritt nur bei Teams ein die sich wieder auflösen, wie z.B. ein Projektteam. Hier fokussiert das “Team”:

  • Teammitglieder sind “wehmütig”
  • Trauern ihrem Team nach

Der Verlauf der Teamphasen

Ein Team durchläuft laut Tuckmann alle diese Phasen bis es in die Performance Phase kommt. Dabei ist zu beachten, dass die Phasen unterschiedlich ausgeprägt sein können. Des weiteren kann ein Team in bereits durchlaufene Phasen zurück fallen und diese erneut durch leben. Dies kann z.B. der Fall sein, wenn ein Teammitglied das Team verlässt oder ein neues hinzu kommt.

Im Umkehrschluss unterstreicht dies: wenn wir ein High Performance Team aufbauen wollen, ist es wichtig feste, nicht wechselnde Teammitglieder zu haben. Ist dies nicht der Fall, nehmen wir die Risiken in Kauf, dass wir ggf. kein High Performance Team aufbauen können bzw. dies nur sehr langsam erfolgt.

Um ein agiles Team in der Entwicklung zum High Performance Team zu unterstützen ist es auf der einen Seite wichtig, die Phase überhaupt zu erkennen und das Team in einem zweiten Schritt dabei zu unterstützen, diese Phase zu überwinden. Diese beiden Schritte wollen wir uns in den folgenden Abschnitten genauer anschauen.

Woran man die Teamphasen erkennen und unterscheiden kann

Wichtig ist es, die einzelnen Phasen zu erkennen, um das Team anschließend in der entsprechenden Phasen zu unterstützen und in die nächste Phase begleiten zu können. Die einzelnen Teamphasen lassen sich schwer pauschal festlegen, aber es gibt eine Reihe von Indikatoren, die uns dabei helfen können. Diese Indikatoren habe ich in einer Übersicht zusammengefasst. Die folgende Tabelle setzt sich folgendermaßen zusammen:

  • Definition
    • Die Definition enthält eine kurze Beschreibung der Phase.
  • Typisches Verhalten
    • Hier werden typische Verhaltensmuster dargestellt
  • Typische Äußerungen
    • In diesem Abschnitt sind Beispiel Sätze aufgeführt
  • Bedürfnis
    • Diese Spalte beschreibt in ein paar Bulletpoints die Bedürfnisse in dieser Phase.
  • Fokus auf dem ….
    • Hier ist aufgeführt worauf sich die Teammitglieder in dieser Teamphasen grundlegend fokussieren 

Die Tabelle soll als Indikator dienen die Teamphase, in der sich das Team gerade befindet, zu erkennen. Erst wenn die aktuelle Phase erkannt ist macht es Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, wie das Team in die nächste Phase begleitet werden kann.

Übersichtstabelle, um Teamphasen schnell zu erkennen

Was kann ich in welcher Teamphase tun, um das Team zu unterstützen?

Um ein Team dabei zu unterstützen von einer Teamphase in die nächste zu kommen, ist es wichtig, die zentralen Bedürfnisse der jeweiligen Teamphase zu erkennen und mit diesen Bedürfnissen zu arbeiten. 

Damit du die wichtigsten Bedürfnisse bedenkst kannst du dich an dem SCARF Modell von David Rock orientieren:

Das SCARF Modell von David Rock, fast die größten Bedürfnisse zusammen

Während der Forming Phase geht es primär um die Bedürfnisse Relatedness und Certainty. Willst du dein Team also in dieser Phase unterstützen, dann frage dich: “Wie kann ich die Zusammengehörigkeit und das Sicherheitsbedürfnis stillen?”

Im Storming hingegen suchen die Teammitglieder ihren Platz im Team. Hier geht es vorrangig um die Bedürfnisse Status und Autonomy. Jeder möchte im Team wichtig und unentbehrlich sein, das Team beeinflussen können und seine Meinung ausdrücken. Gibst du hier Raum für diese Bedürfnisse, könnt ihr auch diese Phase hinter euch lassen.

Im Norming geht es primär um das Bedürfnis der Fairness aber auch um Certainty. Das Team möchte über Vereinbarungen Gerechtigkeit und Augenhöhe bewirken. Die Vereinbarungen dienen aber auch der Sicherheit und Verlässlichkeit. Hier kannst du z.B. Teamvereinbarungen gut gemeinsam ausarbeiten.

Im Performing sind die Teammitglieder eingespielt. Das Team schaut als Einheit auf die Autonomy und möchte seine Teamarbeit gestalten können und sein Umfeld beeinflussen. Hier kann es um gute Arbeitsumgebungen gehen oder wie Anforderungen gut beschrieben werden.

Stecken Teammitglieder noch in der Adjourning Phase, stehen die Bedürfnisse Fairness und Relatedness im Vordergrund. Es fühlt sich oft unfair an, mal aus einem gut funktionierend Team raus zu gehen und einem neuen Team gegenüber zu stehen. Auch fühle ich mich noch nicht zugehörig zum neuem Team, was Unsicherheit mit sich bringt.

Fazit und Ausblick

Die Teamphasen von Tuckmann können dich dabei unterstützen, ein Team weiterzuentwickeln. Sind sind aber nur ein Indikator und es ist immer wichtig im Kopf zu behalten, dass die Phasen auch sehr schnell durchlebt und sich wiederholen können! Letzteres hat mir in Coachings oft geholfen, mich bei Veränderungen im Team auf ein potenzielles neues Storming einzustellen bzw. bewusst Raum für diese Phasen zu schaffen, z.B. durch ein kleines Team Event, wenn jemand neu dazu kommt, durch eine Abschiedsparty wenn jemand geht, durch eine Retro, die nochmal unsere DoD aufgreift und verfeinert etc. In den nächsten Wochen werden Blogs zu den einzelnen Teamphasen im Detail folgen, mit Ideen für Techniken und Methoden die dir dabei helfen.

Hier findest du die Übersichtstabelle etwas angepasst zum Download. Ich nutze sie immer in meinen Coaching Journals, um eine Übersicht über die Entwicklung das Teams zu haben. Lass mich gerne wissen ob sie dir auch weiterhilft 🙂

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